Wohnungslosigkeit in Deutschland steigt immens
Die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen in Deutschland steigt immens. Eine offizielle Statistik von Seiten der Bundesregierung gibt es bisher nicht.
Die Zahlen beruhen auf Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, kurz BAG W. Zuletzt gab diese im November 2017 aktuelle Zahlen heraus.
Ohne Einbezug der Gruppe wohnungsloser Flüchtlinge schätzte die BAGW die Zahl Wohnungsloser, also von Menschen, die in einer Einrichtung wie Übergangsunterkünften oder Heimen wohnen, ohne eigenen mietvertraglich gesicherte Wohnung sind, im Jahr 2016 auf gut 420.000. Ca. 52.000 Menschen lebten davon ohne jede Unterkunft auf der Straße. Seit 2014 (ca. 39.000) ist dies ein Anstieg um 33 %. Es wird ein weiterer Anstieg erwartet: „Da nachhaltige und vor allem ausreichende Maßnahmen zur Verbesserung der wohnungs- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen und zur Wohnungsversorgung aller Wohnungslosen, inklusive der Flüchtlinge ohne Wohnungen, in den Vorjahren nicht eingeleitet worden sind, wird es zu einem weiteren Anstieg der Zahl der wohnungslosen Menschen um 40 % auf knapp 1,2 Millionen bis zum Jahr 2018 kommen“, so Thomas Specht, Geschäftsführer BAGW in der Pressemitteilung zur Veröffentlichung der aktuellen Zahlen. (http://www.bagw.de/de/themen/zahl_der_wohnungslosen/index.html)
Das Land NRW zählte 2016 20.190 von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen: "Zum Stichtag 30. Juni 2015 sind insgesamt 20 914 Personen in Nordrhein-Westfalen von den Kommunen und von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in freier Trägerschaft als wohnungslos gemeldet worden. Davon wurden 10 282 Personen (49,2 %) von den Kommunen und 10 632 Personen (50,8 %) von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in freier Trägerschaft erfasst. Wie bereits oben erwähnt, ist hier von einer geringen Unterschätzung auszugehen. Im Zeitvergleich gegenüber 2014 hat sich die Zahl der wohnungslosen Personen damit im Jahr 2015 um +494 bzw. +2,4 % erhöht." (http://www.sozialberichte.nrw.de/sozialberichterstattung_nrw/kurzanalysen/Wohnungsnotfaelle_2015_Internet.pdf)
Die Dunkelziffer wird in Fachkreisen höher geschätzt. In die Statistik fließen nur jene ein, die Hilfe in Anspruch genommen haben.
Diese Entwicklung war mit ausschlaggebend für die Projekt-Idee: Sie führte beim Paritätischen Landesverband NRW zu der Überlegung, ergänzend zu den im eigenen Verband organisierten und den bei konfessionellen Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege angegliederten Trägern der Hilfen in Wohnungsnotlagen neue Wege zu erproben. Dabei sollte es nicht um den Ausbau bereits bestehender Unterstützungsangebote wie Beratungsstellen, Wohnheimen, ambulante Betreuung in Wohnraum, Unterbringung, Tagestreffs usw. gehen. Vielmehr soll der Versuch unternommen werden, im Rahmen eines Modellvorhabens Wohnraumbeschaffung und wohnbegleitende Hilfen für wohnungslose Haushalte mit dem Housing-First-Ansatz zu verknüpfen und so Wohnungslosigkeit dauerhaft zu beenden.