Housing First Bundesverband gegründet
Housing First als Bundesverband gegründet: Vom Projekt zur festen Institution
Was bislang ein Modellprojekt war soll zukünftig fest in der Obdachlosenhilfe verankert werden: Housing First zielt darauf ab, obdachlose Menschen von der Straße zu holen und sie in einer Wohnung unterzubringen. Das Besondere daran: Die Vermittlung von Wohnraum ist hierbei bloß der erste Schritt in der Unterstützung. Alle weiteren Hilfsangebote, etwa eine pädagogisch-psychologische Begleitung, erfolgen unabhängig davon. Dieser neuartige Ansatz kam bisher in Deutschland nicht über einzelne regionale Projekte hinaus. Dies dürfte sich nun ändern: Am Mittwoch, den 7. September wurde bei einer Versammlung verschiedener Housing-First-Vertretungen in Bremen der Bundesverband Housing First gegründet. „Mit dem Bundesverband wollen wir Housing First als Instrument der Obdachlosenhilfe stärken und dauerhaft etablieren. Wir wollen weg von einzelnen Modellprojekten, hin zu einer Institutionalisierung mit festen Strukturen“, erklärt Corinna Müncho, Projektleiterin von Housing First Berlin und Vorsitzende des Bundesverbandes.
Bündelung von Kompetenzen
In den letzten Jahren hat sich das aus den USA stammende Konzept auch in einigen deutschen Städten als Instrument gegen Obdachlosigkeit herausgebildet. An der nun erfolgten Gründung des bundesweiten Dachverbands waren Verantwortliche der Housing-First-Projekte aus Berlin, Düsseldorf, Köln, Nürnberg sowie die Gastgeber aus Bremen beteiligt. Durch die Bündelung der Kompetenzen kann neben der institutionellen Stärkung auch eine Beratung von an diesem Ansatz interessierten Kommunen und Sozialträgern ermöglich werden. Dem Verband können dabei sowohl die regionalen Projektträger, behördliche Stellen als auch obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen beitreten.
Gute Ergebnisse: Weniger Obdachlosigkeit durch Housing First
Mit der Vorgehensweise nach Housing First wird gemeinhin eine Verbesserung der Situation obdachloser Menschen verbunden. „Klassischerweise läuft es in der Obdachlosenhilfe genau umgekehrt. Zuerst muss ein obdachloser Mensch bestimmte vorgegebene Hilfeziele erreichen und erst dann wird eine eigene normale Wohnung für sie gesucht. Housing First orientiert sich hingegen an dem Wunsch, den die allermeisten obdachlosen Menschen haben und beginnt die Hilfe mit einem eigenen Mietvertrag. Ziel ist es, den Menschen ausgehend von der Sicherheit des neuen Zuhauses alle Unterstützungen anzubieten, die sie sich wünschen, um wieder in ein stabiles und hoffnungsvolles Leben zu finden, das auch ihren eigenen Vorstellungen entspricht“, sagt Kai Hauprich, Vorsitzender des Bundesverbandes und Projektleiter von Housing First in Köln. Dabei sind die Ergebnisse, die Housing First hierzulande und im – vor allem skandinavischen – Ausland hervorgebracht hat, überaus erfolgreich: Im Durchschnitt gelingt es damit in vier von fünf Fällen, die Obdachlosigkeit dauerhaft zu beenden.
Sitz des Bundesverbandes Housing First ist Berlin. Den Vorstand bilden die Vorsitzenden Corinna Müncho (Housing First Berlin) und Dr. Kai Hauprich (Housing First Köln) sowie die weiteren Mitglieder Julia von Lindern (Housing First Düsseldorf), Sebastian Böwe (Housing First Berlin), Anne Blankemeyer und Moritz Muras (jeweils Housing First Bremen).